Meine 5 Cent. #immfv4
Es war gut. Der Ort war gut gewählt. Stilwerk Hamburg. 5. Stock. Weiß. Mondän. Gut organisiert. Leibliches Wohl. Catering.
Ein paar Stufen hinunter. Stuhlreihen für die Lesung. Vorfreude in meinem Kopf. Ich sehe die Bilder von @frauenfuss, eine Twitterwall
und einen mit Notizbüchern überfüllten Tisch, an dem sie diese Nacht ihre Follower live malt. Ich bin überrascht. Menschen, Location weitaus angenehmer als bei den zwei Hamburger Twittnites, bei
denen ich bisher war. Hier ist nicht „Nerdistan meets PRler & Schelmexperten", sondern einfach nur schön & bunt. Gemälde. Menschen.
Die wiederum halten Ausschau nach Kreppbändern. Mit Namen. „Dich kenn ich nicht" - sie läuft aufgescheucht weiter. Aber nur, um in der nächsten halben Stunde, ein drittes und viertes Mal auf mein
Kreppband (und das der anderen beiden - @out_bug_out und @brandNewWelt)
zu schauen. Sie stellt fest, dass sie uns immer noch nicht kennt?! #wtf - Siegreiche aus Hamburg?!
Es wird gezwitschert. In echt. Und auf der Twitterwall. Die Wand ist leise. Der Raum, in dem ich stehe nicht. Ich setze mich in der Nähe der Fenster hin. Gespannt auf die Lesung. Neben mir trägt
man rosa Puschel auf dem Kopf. Das Signal für „B-E-A-C-H-T-E M-I-C-H" . Gut, hab ich. Und nun bitte die Lesung. Ein kleiner Hund kommt zu mir. Er möchte gestreichelt werden. Gut, auch dafür ist
Zeit. Wenigstens trägt er keine rosa Puschel. Die Lesung beginnt. Das Gezwitscher wird ... nicht leiser. Der Vortragende (@Vergraemer)
bemüht sich lauter zu lesen. Die Anlage wird lauter gedreht. Das Resultat: Rückkopplung. Jedoch nicht aus dem Publikum. Das ist immer noch im Kreppband-Modus. Oder bereits an- und aufgeregt im
„Ich kenn Dich"-Gespräch. Der zweite Dichter. Auch er wird nicht gehört. Das jedoch, was ich höre, erinnert mich an den Poetry Slam. Und das
mag ich. Kann mich aber nur schlecht darauf konzentrieren. Er endet mit einem Heinz Erhardt Zitat. Er geht, offenbar ziemlich geknickt, in die Pause. Verständlich. Hat er doch mit Sicherheit mehr
Respekt vor dem geschriebenen Wort erwartet, das die Twitterwelt so sehr verbindet. In meinem Kopf spukt das Bild von Don Quijote. Die Windmühlen. Ihr wisst schon.
Etwas später beschließe ich zu gehen, da es mit der Lesung nur wenig Sinn macht. Fünf Stockwerke mit dem Fahrstuhl hinunter, die Tür öffnet sich und einer der Vortragenden steht vor mir. Auf dem Kreppband steht der Name @elbpoet. Kurz überlege ich, ob ich sage: „Ich habe Dir vorhin zugehört! Und ich fand es gut.". Lass es aber bleiben. Es hätte wahrscheinlich anbiedernd geklungen. Doch was kann man tun, um denen, die mutig vor ein Publikum treten, ihre Gedanken offenbaren und im lauten Gezwitscher untergehen, etwas mehr zu geben als "nur" einen flüchtigen, irgendwann abklingenden Applaus?! Man hält seinen Respekt in Form des geschriebenen Wortes fest.
Hiermit getan.
"Last but not least"-Gedanken:
- Die Lauten übertönen die Poeten. Wie im echten Leben. Eben.
- Tolle Idee, Aktion & Bilder von @frauenfuss
- Großartig organisiert (u.a. von @meyola und @irenesinteriors)
- Gewiss. Nicht jeder, der schreiben kann, kann auch vortragen. Trotzdem sollte man respektvoll zuhören. Notfalls: leise weghören (Geht. Total einfach. Selber schon erfolgreich praktiziert)
- Danke für Eure Aufmerksamkeit
Kommentar schreiben
Frauenfuss (Sonntag, 28 Februar 2010 22:28)
♥
elbpoet (Montag, 01 März 2010 08:27)
DANKE!
VictoriaHamburg (Montag, 01 März 2010 21:15)
Ich hab doch nur auf eure Kreppbänder gestarrt, weil ihr die schönsten Männer der Veranstaltung gewesen seid.
Im Übrigen ist @reesella, die Frau mit den rosa Puscheln, absolut nett – und so von oben herab über andere zu lästern nicht die feine englische Art.
Aber immerhin haben wir alle jetzt verstanden, dass du ungemein feinsinnig bist und über uns gemeinem Twittervolk stehst.
Liebe Grüße von der Siegreichen aus Hamburg
Sophist (Dienstag, 02 März 2010 10:14)
Hmmm.
Nur soviel: Der Text gibt wieder, was ich an diesem Abend erlebt habe - und mir besonders aufgefallen ist. Dazu gehörten unter anderem die rosa Puschel und Dein mehrfaches Heranlaufen, die Namen lesen und wieder Weglaufen. Einer von uns fand es unhöflich, ich fand es skurril. Habe es einfach als illustres Beispiel für die aufgeregte Suche nach Namensschildern genommen.
Auch schön hierzu:
@AllesRoger "Man schaut sich hier nicht ins Gesicht, sondern auf die... Namensschilder. #immfv4"
http://twitter.com/AllesRoger/statuses/9742898617
Die feine englische? Falls Du feststellen möchtest, ob ich die besitze oder nicht (bin eigentlich ein recht höfliches Kerlchen), lade ich Dich jederzeit gern auf Earl Grey in HH ein.
Herzhafte Grüße vom Sophisten
PS: Ja, @reesella folge ich bereits ;-)
Sophist (Dienstag, 02 März 2010 10:23)
Oh, und noch einer:
@kleinkram: Keiner schaut mir ins Gesicht. #immfv4
http://twitter.com/kleinkram/statuses/9741467514
VictoriaHamburg (Dienstag, 02 März 2010 10:47)
Lieber Sophist,
ich finde deine Antwort sehr nett und muss dir in vielem Recht geben.
Ich war an diesem Abend aus verschiedenen Gründen voll Adrenalin. Ich kannte niemanden, viele Follower hatten im Vorfeld DMs geschrieben, dass sie mich unbedingt kennen lernen wollen und ich hatte mich auf sie gefreut.
Da aber Avatare mit Lämmern, Bart Simpson-Gestalten und Schokoküssen das Erkennen im RL nicht gerade vereinfachen, rannte ich wie Kopflos durch die Gegend und las diese verdammten Schilder.
Lass dir gesagt sein: Eigentlich bin ich gar nicht so. Ich freue mich immer über ein gutes Gespräch und diese hektische Oberflächlichkeit an dem Abend sieh mir bitte nach.
Liebe Grüße, Victoria
P.S.: Earl Grey ist mein Lieblingstee :-)
Sophist (Dienstag, 02 März 2010 13:54)
Na dann, auf einen Earl Grey demnächst. DM folgt :-)